Montag, 1. Oktober 2007

Tag 7 - Hochzeitsglocken

Nun war es also soweit, der Tag der Entscheidung stand bevor. Heute würde sich der Junggeselle für einen der beiden verbliebenen Kandidaten entscheiden müssen. Entweder würde Borlando Stev zu seinem Ehemann oder Nasti zu seiner Ehefrau machen. Alle Beteiligten waren so aufgeregt, dass sie bereits mitten in der Nacht aus ihren Betten kletterten. Im Garten wartete auf die Bewohner der Junggesellenvilla erneut eine Horde Kakerlaken, die Nasti beherzt mit ihren Füßen zermatschte. Stev war dazu gar nicht erst in der Verfassung, denn er sah seine Traumhochzeit mit Borlando schon von einer Kakerlaken-Invasion ruiniert. Zu allem Überfluss lebten die Krabbler im Hausmüll und verbreiteten im ganzen Haus Bazillen, so dass alle drei Bewohner bald mit einer ekligen Grippe zu kämpfen hatten.

Stev hustete sich fast die Seele aus dem Leib, aber den Übrigen erging es nicht besser. Und Nasi hatte noch ein viel größeres Problem. Stev wies sie dezent darauf hin, dass sie in den vergangenen Tagen doch ein paar Pfunde zugelegt hatte. Der leckere Truthahn vom Büffet war einfach zu verführerisch. Das hatte aber leider die Folge, dass ihr zuvor ausgewähltes Hochzeitskleid nicht mehr passen würde. Wie sollte sie bloß so schnell ein Neues auftreiben?

Doch Grübeln brachte nichts und vom ständigen Herumsitzen wurden Nasi und Stev schon ganz kirre. Und da Borlando nicht aufzufinden war, versuchten sie sich gegenseitig abzulenken. Nasti erzählte Stev Witze auf dem Klo (übrigens das private Junggesellenklo, das zur Feier des Tages für alle geöffnet wurde) und im Gegenzug kitzelte Stev Nasti ordentlich durch.

Und gegenseitig schwärmten sie sich vor, wie toll Borlando doch war. Von Eifersucht oder einem drohenden Konkurrenzkampf war, ganz zum Bedauern des Produktionsteams, keine Spur zu erkennen. Und während Borlando im Erdgeschoss in den Himmel gelobt wurde, saß er oben in einer stillen Ecke und versuchte die eine Entscheidung zu treffen, die sein ganzes Leben verändern würde.

Doch bevor es so weit war, wollte er noch einmal beide Kandidaten genau unter die Lupe nehmen. Stev erwischte er direkt auf der Treppe und im Datezimmer kamen die beiden sich bei einem zarten Küsschen erneut näher. Wäre Stev nicht schon seit Tagen in Borlando verschossen gewesen, dann hätte er jetzt endgültig sein Herz an diesen Mann verloren. Und Borlando liebte es, Stev mit dem Finger in die Seite zu piksen und zu beobachten, wie dieser jedes Mal aufs neue zusammenzuckte und sich halb tot lachte.

Anschließend legten die beiden noch ein kleines Tänzchen aufs Parkett. "Kisten rückwärts stapeln" hatte sich inzwischen als Tanzschritt fest etabliert, aber Borlando hatte noch mehr zu bieten, wie etwa den Schritt "Überdimensionale Kaffeemühle drehen", den er Stev auch noch beibrachte. Erschöpft vom vielen Tanzen unterhielten sich die beiden noch angeregt auf dem Sofa. Stev war ganz versessen darauf zu erfahren was Borlando tat, um so weiche und rosige Lippen zu erhalten, von deren Kussqualitäten er sich gerade erst überzeugen konnte.

Doch auch Nasti ging noch einmal richtig in die Vollen. Fast schien es so, als ob Stev den Junggesellen endgültig für sich gewonnen hätte, doch dann brachte sie Borlando mit einer ihrer berühmten thailändischen Rückenmassagen erneut ins Grübeln. Und als sie ihrem Angebeteten noch eine selbst komponiertes Gitarrenstück präsentierte, war Borlando wieder genauso unentschlossen wie noch vor einigen Stunden.

Doch er musste sich entscheiden. Mit wem wollte er sein Leben verbringen. Mit dem schüchternen und naiven Stev, unter dessen Oberfläche aber ein Vulkan zu brodeln schien, oder doch mit Nasti, die eine raue Oberfläche hatte, die aber genau wusste, was sie wollte und das auch zu erreichen wusste? Er wog ab, hin und her und wieder zurück. Und nach einer halben Ewigkeit viel seien Entscheidung auf.....Nasti. In seinem Herzen herrschte fast Gleichstand zwischen den beiden Kandidaten. Doch Nastis Schweinchenpyjama gab den entscheidenden Ausschlag. Wer so stilsicher seinen Schlafanzug wählte, der war auch gerüstet für das Leben als Ehefrau eines weltberühmten Filmstars.

Stev war mehr als traurig, als er die deprimierende Nachricht von Borlando erfuhr. Bis zum Schluss hatte er damit gerechnet, bald Mr. Loom zu sein, und jetzt platzte sein Traum wie ein Seifenblase. Er spürte, dass seine Augen feucht wurden, aber er wollte nicht vor seinem Traummann in Tränen ausbrechen und das wahre Ausmaß seiner Enttäuschung preis geben. Also wich er Borlandos Blicken aus, indem er unentwegt auf den Boden starrte.

Zerknirscht verließ er die Villa, die er vor sechs Tagen mit seinen fünf Mitkandidaten bezogen hatte. Nasti winkte ihm zum Abschied, aber das war nur ein kleiner Trost für Stev. Doch Stev wäre nicht Stev, wenn er nicht versuchen würde, optimistisch zu sein. Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere. Und aus einer Tür spazierte gerade eine sexy Putzhilfe. Andere Mütter hatten auch schöne Söhne.

Für Nasti gab es aber nur noch Borlando. Sie hatte gewonnen! Sie hatte den Junggesellen von sich überzeugen können und würde nun Mrs. Loom und Besitzerin einer riesigen Villa werden. Das Produktion bat Nasti, sich in ihre Abendgarderobe zu kleiden und zum Pool zu kommen. Dort wartete bereits Borlando auf sie, der sich vor sie hinkniete und ihr eine kleine schwarze Schachtel entgegenhielt. Eine kleine schwarze Schachtel mit einem Ring, der im Sonnenschein funkelte und dessen Stein der Größe des sie umgebenden Anwesens angemessen war.

Man könnte meinen, Nasti hätte sich gefreut. Nun, das hat sie auch. Freudestrahlend nahm sie Borlandos Antrag an und steckte sich den Ring an den Finger. Doch im nächsten Moment bekam sie schon kalte Füße. Tat sie wirklich das Richtige? Liebte sie Borlando genug, um ihr ganzes restliches Leben mit ihm zu verbringen. Und da war ja immer noch der Captain. Sie war doch nur wegen ihm in die Villa gekommen und wollte vom Junggesellen zunächst gar nichts wissen. Unter der Last dieser verwirrenden Gedanken fing sie an hysterisch zu gackern und ließ sich auf den Fußboden plumpsen. Zum Glück war Borlando bereits mit weiteren Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt und sah nicht das Verhalten seiner Zukünftigen, sonst hätte er sich doch noch schnell für Stev umentschieden. Aber der produktionseigene Seelenklempner sorgte rasch dafür, dass Nasti wieder auf die Beine kam.

Blieb immer noch das Problem mit dem zu engen Kleid. Da gab es nur eine Lösung; die überschüssigen Pfunde mussten wieder runter. Also lief Nasti eiligst in den Fitnessraum und trainierte sich unter großen Anstrengungen wieder ihre alte Figur an.

Und am Abend gab sie im weißen Kleid unter dem Hochzeitsbogen im Wohnzimmer ihrem Borlando das Eheversprechen und machte aus dem Junggesellen einen verheirateten Mann.

Und aus sich eine verheiratete Frau! Die Erkenntnis traf sie dann doch schwerer als gedacht. Die Szene vom Pool wiederholte sich also ein weiteres Mal. Hatte da etwa jemand seien bunten Tabletten am Morgen nicht geschluckt?

Doch ein zärtlicher Ohrenkneifer von ihrem Mann (und ein erneutes Gespräch mit dem Seelendoktor) ließ sie all ihre Zweifel vergessen. Sie war nun Mrs. Borlando Loom und steinreich obendrein. Warum sollte man da einen Nervenzusammenbruch kriegen? Doch höchstens weil man nicht wusste, was man mit der ganzen Kohle anstellen sollte. Doch da würde ihr schon das ein oder andere einfallen. Ein eigener Rennstall wäre doch schon Mal ein Anfang. Und so teuer konnte Ferrari nun auch nicht sein.

Zur Feier wurden dann auch alle Ex-Kandidaten geladen, die sich doch als faire Verlierer erwiesen und Borlando zu seiner Eheschließung gratulierten. Nasti gratulierte aus irgend einem ihr völlig unbegreiflichen Grund niemand. Und ständig trat jemand ganz zufällig auf ihr Kleid oder ließ ein Häppchen in ihren Ausschnitt fallen. Der Koch muss es mit dem einfetten reichlich gut gemeint haben, wenn die Dinger so leicht aus den Händen flutschten.

Wenigsten Borlando traf mit der Hochzeitstorte nicht ihren Ausschnitt, sonder ihren Mund, und das sogar bereits beim dritten Mal. Jam, jam, lecker, lecker. Und die Gabelpickser im Gesicht würden bestimmt auch bald wieder verschwinden.


Doch der eigentliche Nachtisch wartete oben im Schlafzimmer, nachdem alle Gäste verschwunden waren. Endlich durfte sie angucken, anfassen und ausgiebig testen, worauf sie an Tag 4 nur einen kurzen Blick erhascht hatte. Und ihrem zufriedenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde sie es noch ganz viel Male austesten.

Ist im Hause Loom die Babymelodie ertönt? Wird Stev sich die Putzhilfe schnappen? Und wohnen Miss Elli und Co. immer noch in der Häusertonne oder bereits in einem schnuckeligen Starterhaus?
Tja, das sind alles Fragen, die wohl nie beantwortet werden, denn dieser Blog endet hier.

Und damit verabschiedet sich die Junggesellen-Herausforderung von ihrer treuen Leserschaft. Wer immer noch nicht genug hat, der kann ja bei Arek oder Oxana vorbeischauen.